Nachdem wir 4 Tage in der Wildnis Kodiak waren, sind wir
nun wieder zurück in Kodiak Town.
Wenn das Paradies einen Namen hätte, dann vielleicht Uganik
Bay - naja, vielleicht wäre das Wetter im Paradies besser... Die Quartz Creek
Lodge liegt malerisch am Ufer eines Arms der Uganik Bay in Kodiaks
Norden. Harvey’s Airservice bringt uns mit der uralten „Seegans“ dorthin. Für
maximal 2 Familien oder Paare gibt es 2 Logcabins (Holzhütten) mit
atemberaubenden Blick auf die Bucht. Die Familie Pigrim, bestehend aus den
Eltern Pam und David, der das ganze Anwesen selbst gebaut hat und den 5 Kindern
zwischen 14 und 25 (Face, Levi, Amie, Aaron und Beth), so wie der 2 jährigen
Tochter von Beth mit Namen Hollie und dem Hund Ruger, sind äußerst gastfreundlich. Sicher, der
Aufenthalt kostet viel Geld, aber sie können 3 Monate Gäste beherbergen und müssen
dann davon leben. Dafür fühlt man sich aber zur Familie gehörend. Alle
Mahlzeiten werden zusammen eingenommen, nach einem Tischgebet, das stets auf
den Tag und die Aktivitäten frei formuliert wird von einem der
Familienmitglieder. Eine fromme Familie, die aber durchaus weltoffen ist, öfter
verreist und weiß, was in der Welt passiert. Sie leben nur ihr eigenes Leben,
unterrichten die (sehr gebildet wirkenden) Kinder selbst, machen überhaupt
vieles selbst, was wir in Form von Essen und Trinken auch genießen konnten. Abends
frisch gefangener Fisch oder Riesenkrabben, die David vor unseren Augen aus den
Fallen holt – ein Riesenberg, der bei uns ein Vermögen kosten würde, morgens Selbstgebackenes.Alkohol gibt es nicht, sie tolerieren jedoch, wenn Gäste eigenen mitbringen (wir haben das nicht gemacht – wenn man schon in einer solchen Familie lebt, kann man sich auch mal anpassen – geschadet hat es uns sicher nicht!). Alle sind immer gut gelaunt und wirken äußerst zufrieden. Kleidung und Ausstattung ist ebenfalls modern und funktionell. TV gibt es nicht, aber sie haben Computer (langsame Verbindung, kein W-LAN – man kann herrlich abschalten, man ist eben einfach nicht erreichbar, eine Seltenheit, die sehr gut tut), aber modernes Navi im Boot, DVD-Player, die Go-Pro Kamera ist immer dabei.
Beth und Levi begleiten uns als „Personal Guides“ die ganze
Zeit. Sie wissen alles über die Gegend, Bären, andere Tiere, sind sehr geschickt
im improvisieren – Ruck Zuck ist eine Plane mit Stöcken und Seilen als
Regenschutz aufgebaut (seeeehr wichtig – es hat oft geschüttet wie aus Eimern,
wenn wir an einer Stelle stundenlang gesessen haben, um Bären zu beobachten!). Sie
finden schöne Buchten, klettern wie Gämsen den Hügel hoch mit jeder Menge
Gepäck – wir folgen etwas unsicherer, erstens ist es steil, zweitens glatt,
drittens unübersichtliches mannshohes Gras – hier wollen wir keinen Bären
überraschen! Oben angekommen ein superschöner Platz mit Rundumblick. An der Stelle kommt die Sonne
raus und wir liegen im Gras und beobachten einen Bären, der rund um die ganze
Bucht läuft. Leckere Sandwiches und Getränke sind in einer Kühlbox immer dabei
und Bärenabwehrmittel. Bären gibt es genug hier, aber meist in einer Entfernung
zu sehen, dass man sie nur mit einem Fernglas richtig beobachten kann. Man
sollte sich aber im Klaren sein, dass diese Entfernung für einen Bären nichts
ist. Sie sind sehr schnell. Wir sehen meistens Bärinnen mit 2-3 Jungen und
Einzelgänger oder Halbwüchsige, die miteinander Spaßkämpfe veranstalten. Nur
einmal erleben wir sie hautnah – wir beobachten gerade einen Jungbären
konzentriert mit dem Fernglas, als ich von oben ein leises „Huff“ höre. Gleichzeitig
höre ich Beth sagen: „there is one behind us – hey bear, that’s to close bear” Etwa 7 m oberhalb unserer Plane guckt ein
Bärenkopf aus dem Gebüsch. Whow, das ist nah! Der Kopf verschwindet und 10m
von uns entfernt erscheint der ganze Bär am Strand. Er schaut uns an und läuft dann in
die andere Richtung am Ufer entlang. 3 putzige Kleine folgen und rennen
verspielt hinter der Alten her. Was für ein schönes Bild. Hoffentlich auch auf dem Film bei der Aufregung!
Am letzten Tag ist es morgens sonnig und warm, wir machen
ein privates Whalewatching – nur unser Boot in der riesigen Bucht, um uns herum
Finnwale, eine Traumlandschaft – und noch dazu strahlend blauer Himmel. Nachmittags
paddeln wir im Kajak durch die Bucht – da fängt es schon an zu nieseln. Oberste
Regel: Nie ohne Regenjacke die Hütte verlassen, auch nicht zum WC und Dusche,
die 30 m unterhalb unserer Hütte sind. Man geht bei Sonne rein und wenn man die
Tür wieder aufmacht, schüttet es. So wie an diesem letzten Tag, der so schön
begann und mit absolutem Regen, Kälte und Nebel endete.Die beste Investition war meine Paddel- oder Wathose, die absolut wasserdicht und warm ist. Ohne Wolfskin und Co und Gummistiefel (Extratufs) läuft hier nichts.
Bären sehen wir an diesem Abend erst mal keine. Erst als wir durchnässt im Boot sitzen, läuft die Alte von gestern mit ihren Jungen am Strand lang – sie muss sich wieder unbemerkt genau über uns durchs Gebüsch geschlichen haben. Schade! Wenigstens sehen wir sie zum Abschied nochmal, wenn auch nicht so nah, aber es ist eben Natur und kein Zoo.
Heute Morgen dann das letzte leckere Frühstück bevor wir uns verabschieden müssen.
Die ganze Familie hat sich, wie beim Begrüßen, wieder versammelt. Ein sehr herzlicher Abschied. Hollie noch einmal in den Arm nehmen, dann einsteigen - mit Gummistiefeln, denn wir müssen ein paar Schritte durchs Wasser.
Diesmal fliegt uns Andrew’s Airservice mit einer Beaver.
Es regnet wieder und im Regen sitzen wir jetzt in Kodiak im Best Western und ich schreibe alles auf, was wir erlebt haben.
Viel kann man hier in der Stadt nicht machen. Wir waren schon im Baranov-Museum – da ist man in einer halben Stunde durch und haben etwas gegessen – nicht zu vergleichen mit Pam’s Essen...
Ab morgen haben wir ein Auto und fahren die wenigen Straßen von Kodiak nach Norden und Süden (nicht mehr als 40 Meilen eine Strecke).
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